„Der Anstoß kam tatsächlich über die eigene Sensibilisierung. Ich habe eine Dokumentation über Plastikmüll gesehen und erst da so richtig verstanden, dass es mit dem gelben Sack nicht getan ist“, erzählt Franz Jurthe am Anfang des Gesprächs. Er ist Geschäftsführer des Nürnberger-Spielkarten-Verlag. Dieser hat aktuell die neue Produktserie „NATURELINE“ herausgebracht: 14 plastikfrei verpackte Spiele.

Sechs Titel sind im Karton mit Papierbanderole zur Transportsicherung verpackt und acht Titel in einem Papierbeutel zum Aufreißen. Dass der Weg zu dieser Umstellung auch in diesem Beispiel kein einfacher war, wird schnell deutlich.
„Die Maschinen sind alle auf Kunststoff als Werkstoff ausgelegt. Ein Wechsel ist des Materials ist dabei nicht sofort eins zu eins möglich.“, sagt Jurthe. Das führt beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag dazu, dass die Spielkarten der Spiele aus der NATURELINE aktuell durch zusätzlichen Personalaufwand händisch in Setzkästen platziert und banderoliert werden müssen. Zusätzlich wird so wesentlich mehr Zeit benötigt. Betriebswirtschaftlich fiele die Bewertung an dieser Stelle wohl eindeutig aus: nicht sinnvoll. So sind die Titel der NATURELINE-Serie auch mit 11,95 Euro um 2 Euro geringfügig teurer als dieselben Titel in der herkömmlichen Ausführung. Der Nürnberger-Spielkarten-Verlag bezieht aber ganz offensichtlich noch weitere Faktoren in seine unternehmerischen Überlegungen mit ein.

Es sei auch das Kundenfeedback gewesen, das mit zur Umstellung beigetragen habe, berichtet Jurthe. Das habe die Entscheidung etwas leichter gemacht, den Schritt in Richtung Plastikfreiheit zu gehen.
Das ist eine ermutigende Aussage, auch für uns als Verein. Denn mit unserer ReplacePlastic-App zeigen wir, dass Verbraucher sich Alternativen wünschen. Umso besser, wenn dieses Feedback Unternehmen in ihren Umstellungs-Vorhaben bestärkt!
Dass es sich lohnt, zeigt auch die kreative Verpackungslösung bei den Titeln der NATURELINE-Serie, die im Papierbeutel verpackt sind. Der Beutel ist oben und unten jeweils mit einem Faden aus Naturgarn verschlossen und kann an dieser Stelle aufgerissen werden. So lässt sich der Inhalt ausschütten und es kann ans Spielen gehen. Was sich zunächst nach einer Einweg-Verpackung anhört, ist in Wahrheit jedoch eine Mehrwegverpackung. Dies liegt an einer so simplen wie gleichzeitig genialen Lösung. Mit einem Bleistift, der in den Beuteln vorhanden ist, lässt sich ein Loch durch das Papier stechen, durch das dann wiederum der Naturgarn-Faden gezogen werden kann. Schon ist das Spiel wieder verschlossen. Eine Anleitung zu diesem Prinzip stellt der Nürnberger Spielkarten-Verlag auf deren Homepage zur Verfügung.
Nach kurzer Skepsis über möglichen, nervigen „Fummelkram“, fällt das Urteil anders aus. Das Prinzip funktioniert schnell und ohne Fingerakrobatik. Wenn der Beutel nach längerer Nutzungsdauer doch irgendwann entsorgt werden soll, geschieht das über das Altpapier.

Gegen Ende des Gesprächs mit Franz Jurthe geht es noch um die Frage, ob man aus Sicht des Unternehmens befürchte, dass andere Spielehersteller die Verpackungsideen möglicherweise kopieren. Die Antwort fällt recht deutlich aus: „Damit hätten wir überhaupt kein Problem. Da wir Spiele auch in Lohnarbeit fertigen, helfen wir gerne bei der Umsetzung. Das Entscheidende ist doch die Spielidee. Und die lässt sich nicht mal so eben kopieren. Bei den Verpackungen haben wir alle etwas davon, wenn sie nachhaltig gestaltet werden!“. Dieser Aussage können wir nur zustimmen!